Montag, 25. Juni 2012

Innovation für Sinfonieorchester

Die Konferenz der League of American Orchestras in Dallas stand dieses Jahr unter dem Motto "Innovation". Während Orchester in der Vergangenheit eine Schlüsselrolle bei maßgeblichen Innovationen des 20. Jahrhunderts (wie z.B. bei Musikaufnahmen, Rundfunkübertragungen,  Filmen mit Soundtracks und Live-Fernsehsendungen) spielten und dadurch die Grenzen der Kunstform erweiterten, scheinen Orchester heute von der Fülle der Neuen Medien eher überwältigt , was dazu führt dass die Anwendung im Orchesteralltag nur verzögert erfolgt. Impulse zur Innovation kommen vielfach von außerhalb der Orchesterindustrie.
Ed Sanders von Google, der das YouTube Orchester Projekt leitete, sagt dazu: „ Die Institutionen, die nachweislich Innovation vorantreiben anstatt still zu stehen, sind diejenigen, die überleben werden. Sie können entweder vor Schreck erstarren oder sie können ein bisschen loslassen und sehen was passiert.“
Elizabeth Scott, die 12 Jahre in der 1. Baseball Liga der USA arbeite und gerade den neuen Posten als Chief Media Officer im Lincoln Center übernommen hat, beobachtete dass “wir in den Darstellenden Künsten allzu lang daran festgehalten haben zu bestimmen, was das Erlebnis unser Besucher sein wird, anstatt zu sagen: hier sind verschiedene Möglichkeiten, wie sie dieses Erlebnis machen könnten.“ Im amerikanischen Profi-Sport hat man entdeckt, dass durch die Einstellung von Inhalten auf mehreren Plattformen ein Besucherzuwachs bei Live-Sportevents zu verzeichnen war. „Wenn sie mit spannendem Inhalt durch Medien die Tür öffnen, will das Publikum in die Halle kommen.“
Wegweisende Impulse für die Zusammenarbeit von Management und Gewerkschaften kamen bei dieser Konferenz von The United Auto Workers und der Ford Motor Company aus Detroit, die in der Krise ein neues Level der konstruktiven und kooperativen Arbeitsbeziehungen vereinbarten. Opfer und Flexibilität wurden von allen gefordert, doch die Vorteile für das Unternehmen und die Gewerkschaft sind einige Jahre später reichlich bewiesen. 
Zusammenfassend sagte Brent Assink, Executive Director der San Francisco Symphony: „Die Zeit ist gekommen, die gleiche Kreativität, mit der wir Musik machen auf das Konzert und darüber hinaus auf das gesamte musikalische Erlebnis, das wir anbieten, anzuwenden… Innovation muss in der gesamten Institution geschehen.“

Videos von Vorträgen und Präsentation der 2012 League of American Orchestras Konferenz finden Sie hier http://www.americanorchestras.org/conference_2012/media.html

Dienstag, 12. Juni 2012

Ein neues Unternehmensmodell: Die Benefit Corporation – “Do Well By Doing Good”

Im Vergleich zu deutschen Kulturinstitutionen sind amerikanischen Kulturinstitutionen im kommerziellen Geschäftsbetrieb wenig Grenzen gesetzt. Zwar sind Aktivitäten, die keine direkte Ausführung der gemeinnützigen Mission bedeuten, wie zum Beispiel Einnahmen aus dem Verkauf von Versicherungen, Autos oder Glücksspiel, nicht steuerbefreit, solche Aktivitäten sind aber für amerikanische Kulturorganisationen erlaubt und oftmals überlebenswichtig. Während in Deutschland der Staat das beisteuert, was Kartenverkauf, Spenden und Sponsoring nicht abdecken können, sichern kommerzielle Aktivitäten oftmals das Überleben von US-Kulturorganisationen.
Seit 2010 haben sechzehn US-Staaten die sogenannte Benefit Corporation legitimiert, die als Geschäftsmodell insbesondere für Non-Profit Organisationen interessant sein könnte. Bei Benefit Corporations kann der finanzielle Gewinn sozialen und Umweltfaktoren untergeordnet werden, ohne dass die Gesellschafter dafür zur Rechenschaft gezogen werden können.  Die Idee ist dabei, Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen nicht immer zum günstigsten Preis kaufen, sondern die sozialverträgliche, „Fair Trade“, oder umweltfreundlichere Variante wählen. Die positiven Auswirkungen müssen Benefit Corporations dann offiziell nachweisen. Für Kulturinstitutionen könnte es zum Beispiel interessant sein, ein Restaurant in dieser Unternehmensform zu führen, um weiterhin den Gemeinnützigkeitsfaktor zu betonen. Das hat natürlich auch viel PR Potenzial.
Das Modell der Benefit Corporation hat Zukunft. Für junge US-Philanthropisten zwischen 20-30 Jahren sind Profit und Gemeinnützigkeit keine unvereinbaren Gegensätze. Neben der Demokratisierung der Philanthropie ist es ihnen ein Anliegen, Wirtschaftsmacht zu nutzen, um die Welt zu verändern – und zu verbessern. Das zeigt sich in ihrem ehrenamtlichen Engagement und zunehmend auch im Geschäftsleben.